Eine Inselbegabung ist eine besonders herausragende Begabung in einem spezifischen Bereich („Insel“), die überwiegend bei Menschen mit geistiger Behinderung, tiefgreifender Entwicklungsstörung oder Hirnschädigung auftritt. Sie sticht weit aus deren sonstigen Fähigkeiten heraus und ist nicht durch bloßes Üben erklärbar. Meist handelt es sich um mathematische, künstlerische, musikalische oder extreme Gedächtnisleistungen, wobei auch mehrere Inselbegabungen bei derselben Person vorliegen können.[1] Das Phänomen erlangte insbesondere durch den Film Rain Man Bekanntheit.
Inselbegabungen werden auch als Savant-Syndrom bezeichnet. Da sie in den wichtigsten Diagnose-Katalogen DSM und ICD jedoch nicht klassifiziert sind, gibt es bislang keine einheitliche Definition des Phänomens. Der Autismus-Forscher Darold Treffert schlug 1989 eine Unterscheidung in „erstaunliche“ und „talentierte“ Inselbegabte vor.[2] Während „erstaunliche“ Inselbegabte wirklich herausragende Fähigkeiten besäßen, wiesen die „talentierten“ höchstens durchschnittliche Leistungen auf, die jedoch in Anbetracht ihrer Behinderung bemerkenswert seien.[2]
Bislang existieren, auch aufgrund der unklaren Kriterien, keine zuverlässigen Daten über die Gesamtzahl inselbegabter Individuen. Mit einer Häufigkeit von etwa 1 von 1.000 intellektuell beeinträchtigten Menschen, gelten sie als extrem selten. Gehäuft ist das Phänomen jedoch bei Autismus zu beobachten. So sind etwa 50 % der bestätigten Inselbegabten Autisten. Umgekehrt sind jedoch die wenigsten Autisten inselbegabt. Der Großteil bestätigter Inselbegabter, etwa 85 %, sind männlichen Geschlechts.[1][3][4]